
Von Berlin aus bereichert ein junges Start-up-Unternehmen mit einem simplen, aber effizienten Konzept die Musikindustrie: SoundCloud ist eine neue Audio-Plattform für die Branche, die komplizierte Arbeitsabläufe im Netz vereinfachen soll. Die Macher von SoundCloud hatten ein einfaches Ziel vor Augen: Unkompliziertes Versenden und Empfangen von Musik, das auch ohne technisches Know-how möglich ist, also ein digitales Transportmittel für Audiofiles. Eine Art E-Mail-Applikation für Musikschaffende.
Mit SoundCloud sind das Erstellen von FTP-Servern oder die Daten-Komprimierung nicht mehr nötig. Über die neue Plattform können Songs als Streamings angehört oder verschickt werden. Falls gewünscht, stehen die Titel auch als Free-Downloads zur Verfügung. Promoter nutzen die Plattform für Remix-Contests sowie zum Versand von Alben oder Songs an ausgewählte Partner. Zudem können die Streamings auf Social-Network-Portalen zugänglich gemacht werden. Junge Nachwuchskünstler stellen über SoundCloud ihre Demos online, während Labels den Service für ihre Promotion-Arbeit nutzen. Medienpartner können – sofern die Tracks dafür freigegeben sind – die Song-Streamings in ihre Newsletter oder die jeweilige Website integrieren.
Die Idee für das 2007 gegründete Unternehmen stammt von Alexander Ljung und Eric Wahlforss. Beide studierten an der Stockholm School Of Economics und machten selber Musik. Ljung spielte Gitarre in einem Free-Jazz-Quartett, Wahlforss veröffentlichte unter dem Pseudonym Forss über das Berliner Indie-Label Sonar Kollektiv Elektro-Musik und tourte um die Welt.
Die beiden Schweden waren von den aufwendigen Arbeitsprozessen in der Musikbranche genervt und dachten sich ein ebenso einfaches wie effektives Geschäftsmodell aus.
‚Da wir nicht örtlich gebunden waren und den neuen Service nicht unbedingt von Stockholm aus betreiben mussten, entschlossen wir uns, in eine andere Stadt zu ziehen‘,
so Alexander Ljung, CEO von SoundCloud.
‚Wir wollten von Anfang an ein internationales Publikum – und nicht bloß die schwedische Musikszene – ansprechen, deshalb entschieden wir uns, den Hauptsitz des Start-ups zu verlegen.‘
Die Wahl fiel schließlich auf Berlin.
‚Es gibt hier sowhol eine sehr lebendige Musikszene als auch eine fortschrittliche Technologiebranche‘,
meint Ljung. Der Umzug in die deutsche Hauptstadt ging innerhalb von einer Woche über die Bühne. Das Team richtete sich im Konferenzraum im Büro eines Freundes ein. Bereits zwei Wochen später war die erste private Beta-Version des neuen Musik-Diensts online.
‚Das war allerdings noch eine sehr einfache Basisversion des Angebots‘,
so Ljung. Die geschlossene Beta-Phase, für die ausgewählte Partner zur Nutzung des Services eingeladen wurden, startete ein Jahr später.
Finanziert wird Soundcloud über ein so genanntes Freemium-Modell. Das heißt, es gibt kostenlose und Premium-Accounts, für die von den Nutzern eine Grundgebühr bezahlt wird. Auf Werbung wird verzichtet. Es gibt unterschiedliche Preis- und Abrechnungsmodelle. Für Künstler ist eine ‚Lite‘-Version zum Einführungspreis von 29 Euro pro Jahr erhältlich, Labels bezahlen für die Basis-Version monatlich 29 Euro, für ein ‚Pro Plus‘-Abo 500 Euro jährlich. Die Premium- Accounts können jeweils für 14 Tage getestet werden.
Mittlerweile wird die Plattform laut Ljung von über 1,2 Millionen Musikschaffenden genutzt. Dazu gehören neben Künstlern und Musikern auch Produzenten, DJs, Studiobetreiber sowie Mitarbeiter von Labels und Vertrieben. SoundCloud versteht sich als Dienstleister der Branche und richtet sich an die Macher hinter den Kulissen.
‚Wir wollen die Musikschaffenden ansprechen, nicht die Endkonsumenten‘,
stellt Ljung klar. Es handelt sich bei SoundCloud also nicht um ein kommerzielles Streaming-Portal, sondern um ein Tool für die Musikindustrie.
Labels können über die Nutzereinstellungen festlegen, wer welchen Song streamen darf. Darüber hinaus ist die soziale Vernetzung zwischen den Kreativschaffenden ein wichtiger Bestandteil der Plattform. Dadurch ist eine rasche Identifizierung möglich.
Die Nutzerzahlen steigen monatlich rasant an, wie Ljung im Gespräch mit Musikmarkt verrät.
Quelle: musikmarkt.de