Freitag, 12. September 2008, 11:00 Uhr, Berlin Wittenbergplatz:
Ein kleines Stück Musikgeschichte wird geschrieben, welches bei vielen noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Der Komponist Johannes Kreidler statuierte ein Exempel: Mit einem Kleinlaster brachte er vergangenen Freitag die Anmeldeformulare für sein Werk ‚product placement‘, ein 33-sekündiges Audio-File, welches er aus 70.200 Fremdwerken zusammengeschnitten hatte, zur GEMA.
Zahlreiche Aktivisten und Journalisten hatten sich vor der Bezirksgeneraldirektion der GEMA Berlin versammelt, um mit Kreidler und den Vertretern der GEMA über die Missstände der Institution zu diskutieren.
Auf der anschließenden Pressekonferenz wurde ganz klar deutlich, was Kreidler, wie auch die Mehrzahl der Anwesenden forderten: In Zeiten des Web 2.0 müsse nicht nur das Anmeldeverfahren dem digitalen Zeitalter angepasst werden, sondern es müssten endlich Wege gefunden werden, wie Künstler trotz GEMA-Mitgliedschaft kreativ und unabhängig handeln können. Die beiden wesentlichsten Punkte nahmen hier wohl die werkbasierte Anmeldung bei der GEMA (bislang ist es nur möglich alle bisherigen und künftigen Werke bei der GEMA anzumelden) und die Unterscheidung zwischen kommerzieller und nicht-kommerziellen Nutzung durch andere (bisher findet lediglich eine Unterscheidung von Seiten der GEMA in öffentliche und private Nutzung statt) ein. Auch das Thema Creative Commons war wichtiger Bestandteil der Diskussion, wobei hier die GEMA direkt einräumte, dass diesbezüglich ein Kompromiss nicht zur Debatte stehe.
Wir sind gespannt, was Kreidlers Aktion bewirken konnte und welche Aktivitäten von Seiten der GEMA langfristig eingeleitet werden. Sicher ist bereits schon eins: Direkter und kreativer hätte man auf die bestehenden Missstände wohl kaum aufmerksam machen können.